2.7. Schlussbetrachtung
Ein Kritikpunkt der Technischen Aktienanalyse besteht in der Annahme, dass sich das historische Marktverhalten in der Zukunft wiederholt. Die daraus resultierenden wiederkehrenden Muster in den Kursverläufen, werden durch die gleich bleibenden menschlichen Verhaltensweisen erklärt. Diese Hypothese wird allerdings nicht bewiesen sondern nur durch die Beobachtungen der Vergangenheit begründet.[130]
Die fehlende Berücksichtigung des Zusammenhangs zwischen dem Kurs einer Aktie und ihrem Wert[131] ist als eine weitere Schwäche anzusehen. Qualitative (Management, Forschung und Entwicklung, Marktstellung) und quantitative (Bilanz, Gewinn, Umsatz) Kriterien[132], die den Wert eines Unternehmens und somit der dazugehörigen Aktie bestimmen, werden außer acht gelassen. Langfristig betrachtet sind es aber diese fundamentalen Faktoren, insbesondere die Unternehmens-gewinne und Wachstumschancen, die den Aktienkurs nachhaltig beeinflussen.[133]
Kritisch zu beurteilen ist zudem die Tatsache, dass die Technische Analyse, aufgrund ihrer subjektiv geprägten Anwendung, zu unterschiedlichen Prognoseergebnissen führen kann.
Ein entscheidender Vorteil liegt in der, zur Fundamentalen Analyse, vergleichsweisen einfachen Handhabung der Technischen Analyse. Sie kann mit relativ geringen Zeit- und Kostenaufwand auch von kleinen und mittleren Investoren verwendet werden.[134] Eine aufwendige Informationsbeschaffung von fundamentalen Unternehmensdaten ist nicht nötig. Der technische Ansatz ermöglicht somit ein schnelles und flexibles Handeln am Markt. Die permanente Beobachtung des Markttrends und die Flexibilität im praktischen Einsatz stellen einen bedeutenden Vorteil dar.[135] Außerdem erfasst die Technische Analyse im Gegensatz zur Fundamentalanalyse nicht quantifizierbare Faktoren, wie die psychologisch bedingten Erwartungen und subjektiven Annahmen der Marktteilnehmer.[136]
Zusammenfassend betrachtet ist eine Prognose, die nur an Hand historischer Kursverläufe gebildet wird, nicht zu empfehlen, da diese Methode zu viele Nachteile mit sich bringt. Die beschriebenen Schwächen lassen sich aber durch eine Kombi-nation der Technischen Analyse mit der Fundamentalanalyse vermindern oder sogar teilweise eliminieren, weshalb eine Ergänzung der beiden Ansätze von Vorteil ist.[137]
130Vgl. Olfert, K./Reichel, C. (2003), S. 179.
131Vgl. ebenda, S. 174.
132Vgl. Büschgen, H. u.a. (1972), S. 44-46 und Edwards, R./Magee, J. (1976), S. 5.
133Vgl. Schiller, W. (1971), S. 11.
134Vgl. ebenda, S. 10 und Edwards, R./Magee, J. (1976), S. V.
135Vgl. Cesar, G. (1996), S. 82.
136Vgl. Perridon, L./Steiner, M. (2004), S. 243.
137Vgl. Büschgen, H. u.a. (1972), S. 119 und Schiller, W. (1971), S. 12.