3.2.6. Identifizierung
Im Wesentlichen existieren vier verschiedene Gruppen von Möglichkeiten, um die Zyklen zu isolieren, die den Markt beeinflussen.
(1) Visuelle/Optische Verfahren
Ursprünglich wurden Zyklen ausschließlich durch die visuelle Inspektion identifiziert.[153] Diese Methode ist die einfachste Möglichkeit, um Zyklen in einem Kursverlauf zu erkennen. Mit ihr werden die mittleren Zykluslängen isoliert, indem die durchschnittlichen Zeitperioden zwischen den offensichtlichen, zyklischen Hochs und Tiefs in einem Chartverlauf ermittelt werden.[154] Stan Ehrlich erfand ein Hilfsmittel, um die Isolierung der großen Wellen zu erleichtern, den sogenannten Zyklusfinder (Ehrlich Cycle Finder). Dieses “ziehharmonikaartige” Instrument wird auf den Chart gelegt, um eine Zykluslänge zu finden. Dabei sind die Abstände zwischen den Punkten immer gleich und können je nach Bedarf erweitert oder verengt werden. Sind zwei markante Tiefpunkte mit Hilfe des Ehrlich Cycle Finder erfasst wurden, so ist schnell zu erkennen, ob noch weitere Tiefs mit gleicher Zykluslänge existieren. Mittlerweile gibt es diesen Zyklenfinder auch in elektronischer Form für einige bekannte Analyse-Programme.[155] Der Vorteil des optischen Verfahrens liegt darin, dass das aktuelle Marktverhalten besser erkannt wird als bei den mathematischen Verfahren, da diese auf der Auswertung von Vergangenheitswerten beruhen und die momentane Situation nicht berücksichtigen.[156]
(2) Zyklische Verfahren mit Indikatoren
Diese Methode macht sich die Tatsache zu nutze, dass die meisten technischen Oszillatoren und Indikatoren nur dann funktionieren, wenn sie in Abhängigkeit zu der Länge eines übergeordneten Zyklus benutzt werden. Im Allgemeinen müssen sie ca. auf die Hälfte der dominierenden Zykluslänge eingestellt werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Oszillatoren und die Indikatoren auch für das Auffinden von Zyklen benutzt werden können. Dieser Prozess ist allerdings sehr unpraktikabel und zeitaufwendig, da einerseits mit mehreren verschiedenen Längen experimentiert werden muss und andererseits die jeweiligen Längen auf ihre Funktionalität überprüfen werden müssen.[157]
(3) Mathematische Extraktionsverfahren
Hierbei wird versucht den gegebenen Kursverlauf durch eine mathematische Formel derart nachzubilden, dass die Abweichung vom tatsächlichen Verlauf minimal ist. Als Grundlage für die Formel dienen eine oder mehrere überlagerte Sinusfunktionen, die je nach Verlauf durch Geraden oder exponentielle Funktionen ergänzt werden. Die Wellenlänge der optimierten Sinusfunktion entspricht dann der tatsächlichen Zykluslänge des untersuchten Verlaufs. Die Schwierigkeit dieses Verfahrens besteht darin, alle sich über-lagernden Zyklen zu erfassen, die den betrachteten Verlauf beeinflussen.[158]
(4) Alternative Verfahren
Zu den alternativen Verfahren zählen die Anwendung von Gann- und Fibonacci-Zahlen. Dabei wird versucht, durch die gegeben Zahlenreihen und Zahlenverhältnisse, die zukünftige Entstehung von Hochs und Tiefs zu prognostizieren. Der Nutzen dieser Methode ist schwer zu beurteilen, da aufgrund der vielen unterschiedlichen Zahlenreihen und Verhältnisse mehrere Szenarien für einen zukünftigen Verlauf möglich sind.[159]
Ein weiterer alternativer Ansatz besteht darin, dass solche Zyklen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich betrachtet werden, die einen wesentlichen Einfluss auf bestimmte Märkte haben. Durch Übertragung der Länge dieser natürlichen Zyklen auf die relevanten Märkte, können somit künftige Hoch- und Tiefpunkte dieser Märkte identifiziert werden.[160] Ein sehr interessantes Beispiel zu diesem Verfahren stellt der Zusammenhang zwischen der Sonnenaktivität und dem Weizenpreis dar. Diese Beziehung wird im Verlauf dieses Kapitels noch näher erläutert.
153 Vgl. Trader24.info (2007): Optik allgemein.
154Vgl. Murphy, J. (2000), S. 356, 358.
155Vgl. ebenda, S. 358.
156Vgl. Trader24.info (2007): Optik allgemein.
157Vgl. ebenda.
158Vgl. ebenda: Mathematische Extraktionsverfahren.
159Vgl. ebenda: Alternative Verfahren zur Zyklen-Extraktion.
160Vgl. ebenda.