4.5.2. US-Präsidentschaftszyklus

Die Abb. 22 zeigt den vierjährigen US-Präsidentschaftszyklus, der aus einer Aneinanderreihung der durchschnittlichen Kursveränderungen des Dow Jones von 1893 bis 2003 gebildet wurde.

Das Wahljahr erwirtschaftet im Durchschnitt einen Gewinn von 7,5 %, wobei 19 der beobachteten 28 Jahre positiv verliefen, was eine Gewinn-Wahrscheinlichkeit von 68 % bedeutet.[244] Somit ist in diesen Jahren ein positiver Verlauf statistisch zu erwarten. Im Vergleich zu den restlichen drei Perioden sind nur die Vorwahljahre erfolgreicher. Das erste Halbjahr ist durch eine Seitwärtsbewegung gekennzeichnet, erst in der zweiten Jahreshälfte entstehen deutliche Gewinne. Besonders einige Wochen vor der Wahl fangen die Kurse an stärker zu steigen. Dieser Trend hält bis Ende November an, danach setzt eine Abwärtsbewegung ein, die Mitte Dezember durch den Beginn der Jahresend-Rallye beendet wird. Das Wahljahr erreicht seinen Tiefpunkt im Mai und sein Jahreshoch am letzten Handelstag. Ein Vergleich mit dem Jahreszyklus lässt starke Abweichungen erkennen. Die Kurse bewegen sich nahezu umgekehrt. Besonders die erste Jahreshälfte ist im Durchschnitt von einer Aufwärtsbewegung geprägt. Dagegen verläuft die zweite Hälfte eher schwächer, besonders zu dem Zeitpunkt, wo die Kurse des Wahljahrs sehr stark steigen.[245]

Mit einer mittleren Performance von 3,5 %, stellt das Nachwahljahr eine sehr schwache Periode dar. Die Gewinn-Wahrscheinlichkeit liegt mit 14 positiven und 13 negativen Jahren bei 52 %.[246] Statistisch tendiert dieses Jahr somit zu einer leichten positiven Entwicklung. Eine zuverlässige Einschätzung ist jedoch nicht möglich. Der Verlauf des Nachwahljahres ähnelt nur in einigen Phasen dem des Jahreszyklus. Nach einem erwartungsgemäßen Januar, tendieren der Februar, der März und der April schwächer als der durchschnittliche Verlauf. Mit dem Ausklang des Februars bildet der Index sein Jahrestief. Von Anfang Mai bis Ende Juli, wo das Jahreshoch erreicht wird, bewegt sich das betrachtete Jahr im gewohnten Zyklus. Ab dem Hochpunkt entwickelt sich das Nachwahljahr wieder schlechter als der Jahreszyklus und endet danach mit einem deutlich schwächeren Ergebnis.

Im zweiten Jahr nach der Präsidentschaftswahl erwirtschaftet der Dow Jones mit einer durchschnittlichen Performance von 2,8 % das schlechteste Ergebnis. Außerdem beträgt die Gewinn-Wahrscheinlichkeit 52 %, weshalb keine zuverlässige Aussage über den typischen Verlauf des 2. Nachwahljahres getroffen werden kann.[247] Diese Periode besitzt von allen vier Jahren die kleinste Volatilität. Der gesamte Jahresverlauf gleicht einer lang anhaltenden Seitwärtsbewegung. Die ersten 10 Wochen weisen einen ähnlichen Verlauf zum Jahreszyklus auf. Danach notieren die Kurse deutlich schwächer, die Sommer-Rallye fällt gänzlich weg aber die Korrektur im September findet trotzdem statt. Anfang Oktober, nach dem Erreichen des Jahrestiefs, startet eine deutliche Herbst-Rallye und dieser folgt eine Jahresend-Rallye, so dass das Jahr in seinem Hochpunkt schließt.

Abbilung 22
Abbildung 22: Wahlzyklus im Dow Jones | Quelle: www.seasonalcharts.de (2007), Specials, 4-Jahres-Wahlzyklen, Dow Jones.

Die erfolgreichste Amtsperiode für die Entwicklung des Dow Jones stellt das Vorwahljahr dar. Im Mittel erwirtschaftet sie einen Zuwachs von 9,3 % mit einer Gewinn-Wahrscheinlichkeit von 82 %. Dabei erzielten lediglich 5 der beobachteten 27 Jahre ein negatives Ergebnis, zuletzt war dies 1939 der Fall.[248] Demzufolge besitzt das Vorwahljahr eine hohe statistische Wahrscheinlichkeit für eine positive Entwicklung. Der Verlauf beginnt mit seinem Jahrestief und ist danach durch einen überdurchschnittlich starken Aufschwung zum Jahresanfang und im Frühjahr gekennzeichnet. Nach einer deutlichen Korrektur im Mai erfolgt eine Sommer-Rallye, die wiederum überproportional zum gewöhnlichen Jahreszyklus verläuft. Anfang September bildet das Vorwahljahr seinen Hochpunkt aus, von dort an startet eine starke Spätsommer-Korrektur. Das Jahr endet mit einer typischen Herbst- und Jahresend-Rallye.




244Vgl. Speck, D. (2004), S. 14 und Müller, T. (2006), S. 89.
245Vgl. Speck, D. (2004), S. 15.
246Vgl. ebenda, S.14 und Müller, T. (2006), S. 88.
247Vgl. ebenda.
248Vgl. Speck, D. (2004), S. 14 und Müller, T. (2006), S. 89.