4.5.3. Fazit

Die nähere Untersuchung des Präsidentschaftszyklus zeigt einen ausgeprägten und nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Präsidentenwahl und der Entwicklung des Dow Jones. Eine Erklärung, für die überproportional hohen Gewinne im Vorwahljahr und die sehr positive Entwicklung der 2. Hälfte des Wahljahres, ist in der Einflussmöglichkeit der Politik auf das Wirtschaftsgeschehen zu finden. Um eine Wiederwahl des Präsidenten oder eines Kandidaten der eigenen Partei zu unterstützen, versucht die amtierende Regierung mit Hilfe ihrer Wirtschaftspolitik, insbesondere der Prozesspolitik (Finanz-, Fiskal-, Preis-, und Einkommenspolitik), die Konjunktur anzukurbeln.[249] Folglich steigen die Gewinne der Unternehmen und somit die Aktienkurse.[250] Dieser Wirtschaftsaufschwung hebt die allgemeine Stimmung und dies erhöht die Chance auf eine Wiederwahl. Der zunehmende Aufwärtstrend einige Wochen vor der Wahl wird zusätzlich durch die Wahlversprechen und der damit verbundenen positiven Erwartungshaltung verstärkt.[251] Dagegen ist die Kurskorrektur unmittelbar nach der Wahl durch die enttäuschten Wähler zu erklären. Diese trennen sich von ihren Positionen, da sie kein Vertrauen in die gewählte Regierung haben. Auch die schlechten Ergebnisse in der 2. Jahreshälfte des 1. Nachwahljahres und die schwache Entwicklung des 2. Nachwahljahres können durch die Politik begründet werden. In diesen Phasen, die am weitesten vom Wahltermin entfernt sind, setzt die Regierung unbeliebte Maßnahmen wie Steuererhöhungen oder die Streichung von Zuschüssen um. Die Folge ist eine schlechte Grundstimmung, ein konjunktureller Abschwung und somit sinkende Aktienkurse an den Börsen.[252]

Zusammenfassend betrachtet weist der Wahlzyklus, besonders in den Wahl- und Vorwahljahren ein stabiles Kursmuster auf. Dagegen ist die Zuverlässigkeit des durchschnittlichen 1. und 2. Nachwahljahres gering. Für diese Jahre ist keine deutliche Tendenz zu erkennen. Als positives Ergebnis für den gesamten Zyklus sind die nachvollziehbaren Erklärungsversuche anzusehen. Diese beschriebenen Zusammenhänge unterstützen die Verlässlichkeit des Wahlzyklus. Somit kann der Präsidentschaftszyklus als ein nützliches Instrument der zyklischen Analyse betrachtet werden, welches besonders vor und während eines Wahljahres zur Einschätzung des Aktienmarktes verwendet werden kann.




249Vgl. Speck, D. (2004), S. 14.
250Vgl. Aigner, T. (2006), S. 116.
251Vgl. Müller, T. (2006), S. 75.
252Vgl. Speck, D. (2007), S. 14. und Aigner, T. (2006), S. 116.