5. Abschließendes Fazit

Die Ausführungen dieser Diplomarbeit vermitteln ansatzweise, wie komplex und schwierig sich die Einschätzung zukünftiger Kursentwicklungen gestaltet. Im Vordergrund der Betrachtung stand dabei die zyklische Aktienkursprognose. Der Grundgedanke dieser Theorie, dass in Marktbewegungen auffällige Muster zu erkennen sind, wurde bereits von den Autoren Ralph Nelson Elliott und Charles Dow aufgegriffen. Dabei erkannte Dow, dass sich die Märkte in wiederkehrenden Trends bewegen und Elliott versuchte mit Hilfe mathematischer Zahlenreihen Gesetzmäßigkeiten in den Kursbewegungen festzustellen. Der wesentliche Unterschied der Zyklenanalyse zu den dargestellten Formen der Technischen Analyse besteht in der Einbeziehung des zeitlichen Aspekts. Diese Sichtweise dient auch den Konjunkturzyklen als Grundlage. Sie verdeutlichen, wie einige theoretische Aspekte der Zyklenanalyse in der realen Wirtschaftswelt funktionieren. Von diesen regelmäßigen Veränderungen ausgehend, können wiederum Rückschlüsse auf die Auswirkungen am Aktienmarkt gezogen werden.

In der Einleitung dieser Arbeit wurde die zyklische Analyse als Teilbereich der Technischen Analyse vorgestellt. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den getätigten Untersuchung ermöglichen aber auch eine andere Einordnung. Aufgrund ihrer Charakteristik kann die Zyklenanalyse als eine Mischform betrachtet werden. Denn einerseits beruht sie auf fundamentalen Gründen, die ihren zyklischen Verlauf veranlassen und andererseits werden ihre durchschnittlichen Kursverläufe wie technische Indikatoren berechnet.[259] Außerdem ist ihre Bedeutung für die Börsenwelt in den letzten Jahren zunehmend gestiegen, weshalb sie auch als ein eigenständiger Ansatz neben der fundamentalen und der technischen Analyse angesehen werden kann.[260] Die immer stärker werdende Beachtung dieser Theorie zeigt sich u.a. in der Berücksichtigung durch die Deutsche Börse AG. Seit dem 13.06.2005 existiert in Kooperation mit der ABN Amro Bank ein saisonaler Strategieindex, mit der Bezeichnung DAXplus Seasonal Strategy. Dieser Index stellt die Entwicklung des Dax von Oktober bis Julie dar. In den Monaten August und September wird die Berechnung ausgesetzt, da diese Monate eine historisch schwächere Performance aufweisen. Diese Systematik beruht auf der vorgestellten Börsenweisheit “Sell in May and go away”.[261]

Neben der Darstellung und der Analyse bestand ein weiteres Ziel dieser Arbeit, die zyklische Aktienkursprognose in Hinblick auf ihre Aussagegenauigkeit zu überprüfen. Diese Form der Vorhersage weist einige Schwierigkeiten auf. Die Märkte werden meist von mehreren Zyklen überlagert. Für einen unerfahrenen Händler ist es schwierig zwischen wichtigen und irrelevanten Wellen zu unterscheiden oder mit Hilfe der Summation einen aussagekräftigen Zyklus zu entwickeln. Zudem besteht die Gefahr, dass sich Saisonalitäten im Laufe der Zeit verschieben. Weitere Probleme können im Zusammenhang mit Ausnahmesituationen oder Ausreißer-jahren auftreten, wie das dargestellte empirische Beispiel gezeigt hat. Allerdings existieren viele zyklische Schwankungen, besonders im Jahreszyklus, die mit einer erstaunlichen Zuverlässigkeit regelmäßig auftreten.

Als Einzelinstrument zur Kursprognose ist die Zyklenanalyse nicht geeignet aber als Entscheidungsunterstützung bietet sie nützliche Hinweise. Zudem sollte man die verwendeten Zyklen in Bezug auf ihre Zuverlässigkeit bewerten und dementsprechend gewichten. Die Ausführungen dieser Arbeit haben deutlich gezeigt, welche starken Unterschiede in Hinblick auf die Stabilität eines zyklischen Musters bestehen. Somit bleibt die Erkenntnis, dass die zyklische Aktienkursprognose nur in Zusammenhang mit anderen fundamentalen und technischen Analysen verwendet werden sollte.

Die Annahme, dass sich die Geschichte an den Aktienmärkten wiederholt ist vielleicht umstritten aber die Tatsache, dass sie sich reimt ist offensichtlich.




259Vgl. Speck, D. (2005), S. 16.
260Vgl. Edwards, R./Magee, J. (1976), S. 15.
261Vgl. Innovations Report (2007): DAXplus Seasonal Strategy